Interkulturelles Training
Konzept
Interkulturelle Belegschaft im An- und Ungelerntenbereich:
Sensibilisierung für GruppenleiterInnen und VorarbeiterInnen, SchichtführerInnen und Einrichter
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Ausgangssituation:
Kulturell stark gemischte Belegschaften findet man
besonders häufig auf Einfacharbeitsplätzen bzw. im An- und Ungelerntenbereich
in den Produktionsabteilungen bestimmter Branchen wie der Nahrungsmittel- oder
Textilindustrie und in Dienstleistungsunternehmen wie der Gebäudereinigung.
Hier sind gelegentlich Beschäftigte aus bis zu 40 Nationen innerhalb einer
Abteilung anzutreffen. Was die Arbeit mit einer derart diversen Belegschaft für
untere Führungskräfte oft schwierig macht, sind vor allem
Sprachprobleme
und -barrieren: Die Kommunikation mit Menschen, die unsere Sprache nur
schlecht verstehen, lesen und schreiben können, ist nicht einfach und stellt
einen ernst zu nehmenden Stressfaktor für alle Beteiligten dar; es bleibt fast
immer eine Restunsicherheit zurück, ob für den Arbeitsprozess wichtige
Vorgaben und Verfahrensanweisungen verstanden worden sind
Werte,
Normen und Verhaltensweisen, die irritieren - beispielsweise kulturell geprägte
Formen der Auseinandersetzung und des Umgangs mit Konflikten
Die
besondere Bedeutung von Generationszugehörigkeit bzw. Seniorität, die in
vielen Kulturen höher ist als bei uns und die formelle Autorität
konterkarieren kann: Älteren Menschen wird in vielen Kulturen eine hohe persönliche
Autorität zugeschrieben; sie akzeptieren deshalb oft nicht die Anweisungen z.B.
der jungen Vorarbeiterin mit derselben kulturellen Herkunft.
Die Folgen: Sowohl für deutsche als auch für ausländische
untere Führungskräfte - die in aller Regel selbst zu den niedrig
Qualifizierten gehören stellen die Herausforderungen einer multikulturellen
Belegschaft einen außerordentlichen Stressfaktor dar.
Zielgruppen:
Das Trainingskonzept ist für deutsche und ausländische
Führungskräfte aus Produktions- und Montageabteilungen sowie aus
Dienstleistungsunternehmen entwickelt wie z.B. VorarbeiterInnen und
GruppenleiterInnen, Einrichter, Schicht- und KolonnenführerInnen.
Ziele:
Das Training soll helfen,
mehr Verhaltenssicherheit im Umgang mit einer diversen gering qualifizierten
Belegschaft zu entwickeln
Kompetenzentwicklung
unter multikulturellen Bedingungen zu unterstützen, d.h. den
Lernvoraussetzungen der Belegschaft angemessene und gut verständliche
Vermittlungsmethoden für Prozeduren, Qualitätsanforderungen und Störfälle zu
entwickeln
vertrauensbasierte
Arbeitsbeziehungen zu entwickeln, die helfen können, auch schwer
nachvollziehbare und schwierig zu begründende Anforderungen und Anweisungen zu
akzeptieren.
Es empfiehlt sich, das Training in ein
Personalentwicklungskonzept, das explizit auf die fachliche und soziale
Kompetenzentwicklung von Niedrigqualifizierten zielt, einzubetten. Dies kann nur
in Zusammenarbeit mit höheren Vorgesetztenebenen, z.B. der Werks-, Produktions-
oder Montageleitung sowie der Personalentwicklung erfolgen, weil isolierte
Trainingsmaßnahmen sonst schnell "verpuffen" würden. Auch ist die Einführung
verbindlicher für das ganze Unternehmen geltender Verhaltensregeln dringend zu
empfehlen, um die unteren Führungskräfte nicht immer wieder mit neuen von Fall
zu Fall zu lösenden Situationen zu konfrontieren.
Das Training umfasst eine Eingangsanalyse, drei
Trainingsblöcke und einen Abschluss-Workshop zur Sicherung und Umsetzung der
Lernergebnisse.
A. Analyse der Ausgangssituation im Unternehmen
Wie hoch
sind in welchen Arbeitsbereichen die Anteile ausländischer Beschäftigter?
Welche
Qualifikationen und Arbeitserfahrungen sind vertreten?
Welche sind
die am dringlichsten zu lösenden Probleme in den Arbeitsbereichen mit hohen
Anteilen an ausländischen Beschäftigten? Welche Rolle spielen dabei
Sprachkompetenzen?
Welche
Kompetenzen werden vorrangig benötigt, um multikulturelle Teams
Niedrigqualifizierter zu führen? Welche haben sich bewährt?
Welche
Qualifizierungsmaßnahmen sind bereits eingeleitet und erprobt worden? Mit
welchem Erfolg?
Methoden
2-stündige
Gruppeninterviews mit unteren Führungskräften und 2-stündige Gruppeninterviews
mit multikulturellen Teams (je eins in jedem Bereich) zur Erhebung der aktuellen
Situation und Bedarfe
darin eingeschlossen Diversity-Checklisten (à Kap. 3, Methoden 3, 5, 6)
Halb-tägiger
Workshop zur Präsentation der Ergebnisse an alle Beteiligten und die
Vorgesetztenebene und Vereinbarung von Trainings-Themen
Dauer / Aufwand: je nach
Unternehmensgröße 2 - 3 Tage incl. Vorbereitung und Auswertung der
Interviews sowie Aufbereitung der Präsentation
Ergebnis: Ein detailliertes, passgenaues Konzept für die
Trainings; Erkenntnisse über den Stand der Umsetzung bereits existierender Maßnahmen
und Vereinbarungen sowie deren bisherigen Erfolg
B. "Diversity"-Trainings in parallelen Gruppen
Jede
Gruppe wird in drei Blöcken zu 1/2 - 1 Tag trainiert. Dabei sollen vorrangig
konkrete Fragen und Probleme des Arbeitsalltags im Mittelpunkt stehen.
Block 1: Verständigung im multikulturellen Arbeitsumfeld sichern
Was, wie,
womit, warum: Grundlagen der Verständigung und begleitende
Strukturierungshilfen in der Einarbeitungsphase ausländischer MitarbeiterInnen
Vormachen,
Nachmachen, Feedback geben: begleitende Verständigungshilfen im
Einarbeitungsprozess
Kommunikation
von Qualitätsanforderungen: Piktogramme, Lern-Fotoalben und Videoecken als
Visualisierungshilfen
Deutlichkeit
in der Ansprache, Geduld beim Zuhören: Sprech- und Hörgewohnheiten überprüfen
Schichtübergabe auf Türkisch? Regelungen zur Arbeitssprache
Methoden
Dauer / Aufwand: 1 Tag
Block 2:
Respekt und Wertschätzung in multikulturellen Arbeitsbeziehungen entwickeln
Umgangsformen in unseren Teams: Wie vermitteln wir Respekt und Wertschätzung - und wie
nicht?
Blini, Saganaki und Baklava beim Teamtreffen: Wie ausländische MitarbeiterInnen
Wertschätzung zeigen
Arbeiten bei uns - Arbeiten bei euch: Über kulturell unterschiedliche Bilder von Führung
und Teamarbeit und was sie für die Arbeit in einem deutschen Unternehmen
bedeuten können
Wenn die
polnische Vorarbeiterin dem marokkanischen Mitarbeiter Anweisungen erteilt:
Kultur und Geschlechtszugehörigkeit im Mix
Formen der
Konfliktbewältigung in unterschiedlichen Kulturen: Erfahrungsberichte,
Reaktionsmöglichkeiten und Verhaltensregelungen des Unternehmens
Kennenlernen vertiefen, Vertrauen entwickeln: Arbeiten an der Beziehungsqualität
Methoden
Input "Bilder von Führung und Teamarbeit in unterschiedlichen Kulturen"
Biographische Erfahrungen mit Diversity
Methoden des persönlichen Kennenlernens und Austausches
Methode des Geschlechter-Kulturen-Dialogs
moderierter Austausch zum Thema "Arbeiten bei uns - Arbeiten bei euch"
Dauer / Aufwand: 2 Termine zu je 4 Stunden, alternativ 4 Termine zu je 2 Stunden
Block 3: Ausgleich
und Gerechtigkeit schaffen -
Basisanforderung in multikulturellen Teams
"Die russische Vorarbeiterin vergibt die zuschlagspflichtige Sonntagsarbeit immer an
die russischen Kolleginnen!" Aufteilung der MitarbeiterInnen an "gute" und
"schlechte" Maschinen, Zuteilung beliebter und wenig beliebter Arbeitstätigkeiten
und -zeiten
Rotationsprinzip umsetzen oder auf Druck der immer Unzufriedenen reagieren? Basisanforderungen an
Führungsarbeit
Sich nicht gegen die KollegInnen ausspielen lassen - eine gemeinsame Führungslinie
finden
Methoden
Dauer / Aufwand: 2 Termine zu je 4 Stunden
Ergebnisse von Teil B: Auf Basis
des vermittelten Wissens sowie der gemeinsam erarbeiteten Lösungsansätze und
Vereinbarungen für die Führungsarbeit in multikulturellen Teams
sensibilisierte und vorbereitete untere Führungskräft
C. Den Transfer planen - die Umsetzung sichern: Abschluss-Workshop
Die Ergebnisse sollen in einem Abschluss-Workshop
unter Einbezug der Personalentwicklung und Werksleitung nachhaltig gesichert
werden, z.B. durch
Verständigung auf unternehmensweit gültige Regelungen zum Umgang mit der / den
Arbeitssprache(n), mit tätlichen Auseinandersetzungen, mit religiösen Geboten
u.Ä.
Sukzessive Aufnahme von geeigneten Elementen des Trainingskonzepts für Arbeitsteams im An-
und Ungelerntenbereich
Entwicklung eines Evaluationsplans zur längerfristigen Bewertung der erreichten Ergebnisse
Methode:
eintägiger moderierter Abschluss-Workshop,
nachfolgend halbtägige Präsentation einer Dokumentation und schriftlicher
Empfehlungen. (Handbuch als CD-ROM)
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